„Gewalt gegen die Zivilbevölkerung: Märtyrerstädte und -dörfer“

Einleitung

Jede Generation interpretiert die Geschichte aus ihrem eigenen Blickwinkel heraus. Die jüngeren Generationen machen sich ein Bild von der Vergangenheit, das sich von dem der älteren Generation unterscheidet, da der Blick auf die Vergangenheit sich durch die Optik der Gegenwart vollzieht. Durch die Geschichtslehre wird den SchülerInnen bewusst, dass die Vergangenheit unmittelbar mit ihrem Leben und ihrer Zukunft zusammenhängt. Die Entwicklung des historischen Denkens und die Pflege des historischen Bewusstseins (grundlegende Ziele des Geschichtsunterrichts) schaffen die Voraussetzungen für die Bildung verantwortungsvoller, aktiver und bewusster Bürger und Bürgerinnen.

Wie und warum kann ein Thema wie die Sühnemaßnahmen an der (griechischen) Zivilbevölkerung während der Besatzungszeit zur Bildung eines demokratischen Bewusstseins bei den SchülerInnen beitragen? Es handelt sich um traumatische und kritische historische Ereignisse und oft stellen sie ein konfliktreiches Thema für die lokalen Gesellschaften dar, das politisch sehr sensibel und emotional stark geladen ist. Ein solches historisches Thema jedoch muss aktualisiert werden, indem man bestimmte gegenwärtige Problematiken und Besorgnisse auf die Gegenwart projiziert, wie z.B. (a) den Aufstieg des Rechtsextremismus, die Popularität von Organisationen mit nazifreundlichen Praktiken und Politiken, die Intensität der Gewaltphänomene, der Xenophobie und des Rassismus, oder (b) das starke deutschfeindliche Klima, das sich aufgrund der heutigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Griechenland entwickelt - oft werden sogar Analogien zu den unmenschlichen Umständen während der Besatzungszeit hergestellt, traumatische Erinnerungen werden geweckt und dafür wird das heutige Deutschland verantwortlich gemacht, wobei gleichzeitig ethnozentrische Ansichten gestärkt werden.

In dieser Einheit wählen wir bestimmte Aspekte des II. Weltkriegs nach dem Kriterium ihrer zerstörerischen Folgen für die Menschheit aus. Wir fokussieren auf die Fälle der Märtyrerstädte und -dörfer im Zeitraum 1941-1944, als sich die Praxis der Sühnemaßnahmen und insbesondere die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung zuspitzte und beobachten die ideologischen, gesellschaftlichen oder psychologischen Mechanismen, die viele Menschen zu Verbrechen geführt haben. Unser Interesse für das Lokale soll keinesfalls die Bedeutung einer breiteren Optik einschränken oder uns in einer Täter-Opfer-Polarität ethnozentrischer Prägung gefangen halten. Wir fragen uns, was die Gewalt und die Intoleranz nährt, warum diese Gewalt stattgefunden hat und wie sie für die Zukunft ausgeschlossen werden kann; dabei ist unsere Perspektive einerseits die Aussöhnung mit der Vergangenheit und dem „Anderen" und andererseits die kritische Einstellung gegenüber Ideologien totalitären Charakters.

Die Quellen der mündlichen Überlieferung sind jene, die die Geschichte vermenschlichen und den alltäglichen Menschen, die die historischen Ereignisse erlebt haben, eine Stimme verleihen, indem sie vielfältige und alternative Versionen der Geschichte veranschaulichen. Die primären Quellen und insbesondere die Zeugenaussagen als Quellen einer erlebten Erfahrung ermöglichen uns ein tieferes Verständnis für die Vergangenheit zu gewinnen sowie die Erforschung der individuellen und kollektiven Erinnerung, während sie gleichzeitig die historische Empathie stärken und die Vielschichtigkeit der Geschichte veranschaulichen. Diese Quellen sollen mit Verantwortung, Umsicht und mit einem Bewusstsein dafür, dass sie emotional und ideologisch aufgeladen sind, sensibel eingesetzt werden. Bei diesem Ansatz sind sekundäre Quellen, wie die Literatur und das Kino, besonders hilfreich, da sie oft den historischen Rahmen und das Klima jener Zeit, die Psychographik der Menschen und ihre moralischen Dilemmas vermitteln und somit zu einem tieferen historischen Verständnis beitragen. Die Narration und die Darstellung traumatischer Erfahrungen in der Kunst, mit vielfältigen Mitteln und auf plurale Weise, bilden eine Art Ausweg und Erlösung, die sogar zur Heilung der Wunden führen kann.

In der deutschen Version ist das Material nicht so ausführlich wie in der griechischen und lediglich symptomatisch für das Geschehene, da der größte Teil der Quellen in griechischer Sprache ist (Zeugenaussagen, Literatur, Presse usw.). Darüber hinaus werden keine Vorschläge für eine didaktische Auswertung der Quellen sondern eher Informationsmaterial präsentiert.

 

Inhalt

Landkarte

 

  • Auf der Landkarte sind die Märtyrerorte markiert und nach Jahren gruppiert.
  • Zeitliche Abfolge: Schwarzbuches der besatzung, Zweite ergänzte, Athen 2006. Nationalrat für die Entschädigungsforderungen Griechenlands an Deutschland (60-91).
  • Historiografie: Hermann Frank Meyer website (ελληνικά, english, deutsch)


Nationalsozialistische Logik

  1. The imposition of German power, The Second World War, Foundation of the Hellenic World.(Griechisch und Englisch)
  2. Die Logik der Gewalt und des Terrors
    „Der Feind hat in den Bandenkrieg fanatische Kämpfer eingesetzt, die von den Kommunisten ausgebildet worden sind und sich vor keiner Gewalttat scheuen. Was hier gespielt wird, ist mehr als ein Überlebenskampf. Dieser Konflikt hat nichts mit der Soldatenehre oder mit den Beschlüssen der Genfer Konvention zu tun. Wenn dieser Kampf gegen die Banden im Osten und im Balkanraum nicht mit den schärfsten Mitteln geführt wird, kann es sein, dass in naher Zukunft unsere Kräfte nicht ausreichen, um diese Geißel zu besiegen. Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampfe ohne Einschränkung auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt. [Humanistische] Vorbehalte jeder Art stellen ein Verbrechen gegen die deutsche Nation dar..."
    Befehle des Heeresoffiziers Keitel (anhand Hitlers Befehle), 16. Dezember 1942.
    Aus der Einleitung des III. Teils „Die Logik der Gewalt und des Terrors: 1943-44" in Mark Mazower (1993) Inside Hitler's Greece - The Experience of Occupation 1941-44. New Haven, Conn.
    Wilhelm Keitel (Wilhelm Bodewin Johann Gustav Keitel) war Heeresoffizier im Dritten Reich und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Er war Hitlers rechte Hand in militärischen Angelegenheiten.
  3. Auszug aus dem Artikel von Hagen Fleischer „Die Symplegaden der nationalsozialistischen Logik" (In der Sonntagsausgabe der Zeitung I Kathimerini, 14.11.1999 - Οι συμπληγάδες της ναζιστικής λογικής Η Καθημερινή, EΠΤΑ ΗΜΕΡΕΣ).
    [...] Bei der Bekämpfung des Widerstands verhärteten die Deutschen ihre Taktik nach der Kapitulation Italiens im September 1943. Gleichzeitig versuchten sie systematisch die (politischen und staatlichen) innergriechischen Rivalitäten zu vertiefen und zu erweitern. Ihre Entscheidung, Ende 1943 die Gründung der Sicherheitsbataillons vorzunehmen, basierte auf dem Wunsch „wertvolles deutsches Blut zu sparen". [...]
    Bei den „Säuberungsaktionen" wurden die Provinzbewohner zwischen den Symplegaden der nationalsozialistischen Logik zerschmolzen: Einerseits wurde ihre Flucht beim Auftritt von deutschen Truppen für ein Schuldbeweis gehalten und musste bestraft werden; andererseits beinhaltete ihr Aufenthalt im Dorf die Gefahr, zumindest für die Männer, dass sie „vorbeugend" verhaftet und in ein Geisellager überführt wurden bzw. dass sie als „Sühnemaßnahme" für einen Widerstandsakt irgendwo in ihrer Region unmittelbar hingerichtet wurden. Wehrmacht- oder SS-Einheiten verwüsteten Hunderte von Dörfern und Kleinstädten, wobei sie eine besondere Wut bei Komeno, Lyggiades, Kalavryta, Kleisoura, Distomo, Anogeia, Hortiates und in anderen weniger bekannten Fällen zeigten. Anhand der (allerdings mangelhaften) deutschen Dokumente, beliefen sich die Verluste des Feindes (bei Konflikten und als „Sühne") allein im Zeitraum Juni 1943 - September 1944 auf 25.435 tote Griechen und 25.728 Gefangene. Von den letzten sind viele in die Arbeitslager des Reichs geschickt worden, auch noch kurz vor der Befreiung, und ein großer Anteil ist nie zurückgekehrt. Andere wurden als Geisel „aufgebraucht", nach nationalsozialistischer Terminologie, oder gelangten in Kerker und Lager, unter denen das bekannteste in Chaidari war. Diese Zahlen beinhalteten allerdings weder die (viel mehr) Toten aus der Hungersnot während der Besatzung, noch die ungeborenen Babys oder die 60.000 ermordeten griechischen Juden - 83% der gesamten griechisch-jüdischen Bevölkerung - Beute des bodenlosen Hasses des nationalsozialistischen Regimes und seiner willenlosen Instrumente. Zu den materiellen Schäden Griechenlands seien nur indikativ das Versenken von 73% der Handelsflotte, die absolute Entwertung der Drachme sowie die Zerstörung der Wälder, des Straßen- und Bahnnetzes erwähnt - welches endgültig und systematisch beim Rückzug der deutschen Truppen aus dem Festland im Oktober 1944 zerschlagen wurde. Während die zerstörerischen Einheiten im gesamten Land wüteten, verabschiedete sich der in Griechenland stationierte Wehrmachtbefehlshaber vom Athener Volk mit einem Appell, in dem er behauptete, dass in den Besatzungsjahren die deutschen Behörden „sich ständig bemühten den Hunger und das Elend von der Bevölkerung fernzuhalten und das wirtschaftliche und kulturelle Leben zu fördern." [...]

Videos

  1. Dokumentarfilm Neo-Nazi: The Holocaust of Memory von Stelios Kouloglou (Griechisch mit englischen Untertiteln)
    „Ein Dokumentarfilm in einem Dokumentarfilm über Erinnerung und Vergessen". Der Film beschäftigt sich mit der historischen Wahrheit im heutigen Griechenland aus dem Blick von Schülern und Schülerinnen einer Schule im griechischen Dorf Distomo. Er präsentiert erschütternde Beweise über die Gräueltaten, die in zwei griechischen Dörfern von den deutschen Nazi-Truppen und ihren griechischen Kollaborateuren begangen wurden, die sich nun für die Niederlage des Nationalsozialismus vor 70 Jahren rächen wollen. Im Film wird die historische Entwicklung von der deutschen Besatzung im II. Weltkrieg bis zum Aufstieg der extrem rechtsradikalen Partei „Goldene Morgenröte" zurückverfolgt und dabei auch gezeigt, dass die jungen Menschen in Griechenland mit diesem Thema nicht vertraut zu sein scheinen und dass diese Ignoranz mit dem Zuwachs der „Goldenen Morgenröte" zusammenhängt. (Quelle: ΤVXS)
  2. Trailer des Films „Chronik einer Zerstörung" von Chrysa Tzelepi und Akis Kersanidis. Ein Film über die Ereignisse in Hortiatis, die zu seiner Zerstörung am 2.9.1944 führten.
  3. Trailer „Ein Lied für Argyris" - ein Film von Stefan Haupt.

    10. Juni 1944. Distomo. Ein kleines Bauerndorf, ein Steinwurf vom Meer entfernt, an der Strasse von Athen nach Delphi. Hier überlebt der kleine Argyris, noch keine vier Jahre alt, am 10. Juni 1944 ein brutales Massaker der deutschen Besatzungsmacht: Eine so genannte «Sühnemassnahme» einer SS-Division als Reaktion auf einen Partisanenangriff in der Gegend. Innert weniger als zwei Stunden werden 218 Dorfbewohner umgebracht – Frauen, Männer, Greise, Kleinkinder und Säuglinge. Argyris verliert seine Eltern und 30 weitere Familienangehörige.
    (Quelle: Gedanken zum Film)
    60 Jahre sind vergangen seit jenem Tag im Juni.
    Ein Kind wird seiner Eltern beraubt.
    Die ganze Unfassbarkeit des Krieges.
    Wie leben mit einer solchen Vergangenheit?
    Akzeptieren? Widerstehen? Anklage erheben?

    (Gedanken zum Film)

Zeugenaussagen

  1. Audiovisuelles Archiv (http://www.dmko.gr/de/zeugenaussagen/) aus dem Museum zur Geschichte des Holocaust der Stadt Kalavrita (http://www.dmko.gr/)
    Zeugnisse der Holocaustübelebenden von Kalavrita
  2. „Eine Zeugenaussage über den Holocaust in Hortiatis", Interview mit Eleni Nanakoudi vom 2.9.2013, TVXS In griechischer Sprache hier

    Reporter (R): Wie alt waren Sie damals?
    Eleni Nanakoudi (ΕN): Ich war zehn, zehneinhalb.
    [...] Wir wussten gar nicht, was auf uns zukommen würde, wir hatten so was nicht erwartet, nein. An jenem Tag sind Partisanen von oben, von den Bergen heruntergekommen, sie hatten einen Deutschen erschossen. Einen hatten sie getötet und einen verletzt und dann sind sie gegangen. Die Deutschen haben in Asvestochori Bescheid gegeben, da gab es viele von ihnen, Deutsche und ihre griechischen Kollaborateure, und dann sind sie ins Dorf gekommen. Wir hatten gar keine Ahnung, wir waren zu Hause, da kamen die Deutschen, sie klopften an die Tür, wir machten auf, sie ließen uns versammeln, alle Frauen und Kinder. Ich war zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester, sie führten uns in den Garten [...] in Badatsio, ein Zentrum, das sich dort befand. [...] dort beschimpften uns Griechen. Wenn ich Griechen sage, meine ich Kollaborateure der Deutschen. [...] einige fragten, was geschehen sollte, was sie mit uns vorhatten. Da kamen auch drei kleine Jungs, weinend. Die Frauen fragten sie, warum sie denn weinen, weil sie unsere Mutter in unserem Hof erschossen haben, sie schnitten ihr die Finger ab, sie zogen ihr die Ringe ab und dann haben sie sie erschossen. Dann wurde uns klar, was uns erwartete.
    R: Wie viele Personen waren Sie?
    EN: Wir hier, wir mussten ungefähr siebzig Personen gewesen sein. Wir mussten uns in Dreierreihen aufstellen. Wir hörten sie sagen „Wohin sollen wir sie bringen, um sie hinzurichten?" „Wir bringen sie in die Bäckerei, sie ist groß genug, da passen alle rein", sagte jemand.
    R: Sie haben all das gehört.
    EN: Natürlich habe ich es gehört. Und sobald ich das gehört habe, hang ich mich um den Hals meiner Schwester und sagte ihr, sie werden uns umbringen. „Euch nicht", sagte sie, „uns, die Älteren, die Kleinen bringen sie nicht um", sagte meine Schwester. Sie war zwanzig Jahre alt. Sie öffneten die Türen, führten uns in die Bäckerei, wo wir aus der vordersten Reihe nach oben in die Backstube gingen. Sie sagten, wir sollten uns hinsetzen. Wir setzten uns hin, sie stellten ein Maschinengewehr vor die Tür, oben in der Backstube, und begannen auf uns zu schießen. Erst wurde meine Mutter getötet, dann meine Schwester, dann brachten sie Bündel mit Gestrüpp und warfen sie auf uns. Sie zündeten sie an. Ich sah eine Frau mit ihrem Baby auf dem Arm hinuntergehen, ich fasste mich an den Zipfel ihrer Schürze und ging hinunter. Da waren alle tot und der Boden voll mit Toten. Diese Frau wollte durch die Tür hinaus, da stellten sie sich vor sie, ich nenne sie Sicherheitsbataillonsmitglieder, und ich hörte, wie sie sagten „Na, Frau, wo willst du hin?" Und da haben sie sie erstochen... Sie fiel auf den Boden, zwischen die Tür, ich war klein, sie haben mich hinter ihr nicht gesehen. Ich stellte mich unter die Bank und sie haben mich nicht gesehen. Da ist einige Zeit vergangen und ich ging hinaus. Im Hof war es ruhig und ich hörte Gespräche von der Straße her. Wo sollte ich hin? Und draußen auf dem Hof gab es Tote, wer nicht reingepasst hat, wurde auf dem Hof erschossen und ich fiel auf den Bauch, da auf die Toten und stellte mich tot. So ist einige Zeit vergangen, neben mir war eine Frau, sie stillte ihr Baby. Sie war tot und das Baby trank aus ihrer Brust. Mal weinte es, mal saugte es, da kamen die Sicherheitsbataillonsmitglieder und sahen sich das Baby an und lachten, weil es von der Mutter trank. Und sie blutete noch. Und das ganze Blut floss auf mich, aber ich sagte nichts. Niemand sagte was. Sie fingen an, uns zu treten, um noch Lebende zu finden, aber unter den Menschen, die am Sterben waren, konnten sie nicht unterscheiden, wer noch lebte und wer gestorben war. Da wartete ich eine Weile. Es begann dunkel zu werden, das Gebäude begann zu brennen, die Bäckerei. [...]
    [...]
    R: Das geschah '44?
    EN: '44, kurz darauf sind die Deutschen gegangen, aber es war unser Schicksal, dies durchmachen zu müssen.
    [...]
  3. Auszug aus der Zeugenaussage von Nikos Kazantzakis, Mitglied des Zentralausschusses für die Feststellung von Gräueltaten Kreta, der am 17. Juni 1945 gegründet wurde, um die Ermordungen und die Zerstörungen in jedem Dorf auf Kreta aufzunehmen. Nikos Kazantzakis (http://www.historical-museum.gr/webapps/kazantzakis-pages/de/introduction/intro.php) gehört zu den wichtigsten griechischen Schriftstellern und wurde am meisten übersetzt.

    „Die meisten Dörfer auf Kreta wurden zerstört, die meisten Männer ermordet, weil man Engländer beherbergte. In einem Dorf, Meskla, habe ich eine Mutter gesehen, der man ihre zwei Söhne ermordet hatte, weil sie bei sich zu Hause neun Monate lang zwei englische Soldaten versteckt hielt. Das haben die Deutschen erfahren und sind gekommen, haben das Haus niedergebrannt, die Söhne getötet, und nun stand sie vor den Ruinen, schlank, schwarz gekleidet, mit feurigen Augen und sprach mit mir.
    - Am gleichen Abend, an dem sie meine Söhne töteten, sind nachts zwei Engländer vorbeigegangen, die von den Hunden, den Deutschen verfolgt wurden. Mein Haus rauchte noch, aber ich hatte mich in eine Ecke verkrochen und weinte. Die Engländer hörten mich und kamen näher. Brot, riefen sie mir zu, Brot! Die Leute aus dem Dorf hatten mir ein Laib Gerstenbrot gegeben, aber ich konnte nichts essen, da kam kein Bissen runter. Ich gab ihnen das Brot. Ihnen war es kalt, da gab ich ihnen auch eine Decke, die man mir gegeben hatte, ich kam aus der Ecke heraus und ließ sie dort schlafen.
    - Warum hast du all das getan?, fragte ich. Waren nicht die Engländer schuld daran, dass du deine Söhne verloren hast?
    - Ich habe es getan, antwortete sie, weil auch sie Mütter haben, und ich um den Schmerz einer Mutter weiß.
    Das ist Menschlichkeit, die große Seele, die den persönlichen und schrecklichsten Schmerz besiegt. Ich hörte die alte Frau und meine Augen füllten sich mit Tränen."

Photo Galllery


Maria Pantiska. Foto von Dmitri Kessel, das in der Zeitschrift LIFE am 27. November 1944 veröffentlicht wurde. Hier finden sie das Heft. Weiteres Fotomaterial hier


Foto aus dem Bundesarchiv mit einem Schild aus 1943 auf Deutsch und Griechisch: „Zur Vergeltung der bestialischen Ermordung eines Fallschirmjägerzuges und eines Pionierhalbzuges durch bewaffnete Männer und Frauen aus dem Hinterhalte, wurde Kandanos zerstört." Quelle: Wikimedia Commons


„Die Schule in Hortiatis vor der Zerstörung".
Quelle: Theodoros Valahas und Dafni Theohari (2008). 2 September 1944, Hortiatis: Was von dem Tag geblieben ist, ist die Erinnerung. Thessaloniki: Hortiatis 570, S. 161.


Die Schule in Hortiatis nach der Zerstörung (1948). Foto von David Seymour Magnum Photos


Kunst

„Kalavryta. Die Hinrichtung"


Tassos (Alevisos), Aquarelle mit Farbe 29x42, 1985. Quelle: Der Holocaust der Stadt Kalavryta in der Kunst, Museum zur Geschichte des Holocaust der Stadt Kalavryta

“Schlachten in Distomo”


Alexandros Korogiannakis, Holzschnitt, 1944. Quelle: Dokumentationen aus den Archiven von ASKI (Archiven der Sozialen Gegenwartsgeschichte): Momente aus der Besatzung und dem antifaschistischen Kampf

„Nie wieder Krieg"


Skulptur - Komposition, von Nikos Dimopoulos im Hof des Museum zur Geschichte des Holocaust der Stadt Kalavryta. Quelle: Spiros Salamouras über wikipedia


Musik

„Es klagt und weint der Berg"


Das Lied ist von Vaggelis Soukas und wurde 1961 bei Columbia mit der Stimme von Koula Dinou aufgenommen.
Liedtext:
Es klagt und weint der Berg,
in Trauerkleidung schwarz das Land,
bei Artas Fluss ein Vogel Klagelieder zwitschert
Was ist, mein Vöglein,
nur traurig weinst du vor dich hin,
gewelkt in Klageliedern trauerst
Düstere Zeiten sind nun hier
und stimmen mich in Trauer,
sie metzeln in Kalavryta, in Distomo und Kommeno.
 Quelle: „Märtyrerort Kommeno"webseite
(Das Bild im Videoclip ist von Agisilaos Kyriasis mit Kohle gemalt und inspiriert vom Märtyrerdorf Kommeno bei Arta.)

„Lieder über Kommeno"


Die CD ist das Produkt einer deutsch-griechischen Kooperation, inspiriert von den nationalsozialistischen Gräueltaten, die das Dorf Kommeno bei Arta am 16. August 1943 erlitten hat. An diesem Projekt haben der Jazzmusiker Günter Baby Sommer, Floros Floridis, Evgenios Voulgaris, Spilios Kastanis und Savina Giannatou zusammengearbeitet.  Hören Sie hier Musikstücke aus der CD.
Lesen Sie hier ein Interview mit Günter Baby Sommer.

 

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